RP | Tobi
27. Juni 2023
Ein Fußballklub gründet ein Wirtschaftsnetzwerk? Seit fünf Jahren ist der VfB 03 Hilden damit überaus erfolgreich. Vorsitzender Max Kulesza erklärt, was dahintersteckt
Der VfB 03 Hilden pflegt sein eigenes Wirtschaftsnetzwerk in Hilden – und nutzt die Einnahmen daraus, um den Spielbetrieb zu bezahlen. Der Business-Club wächst weiter, rund 66 Mitglieder hatte er in der vergangenen Saison. Wir haben mit dem Vorsitzenden des Fußballvereins, Maximilian Kulesza, über das Netzwerk gesprochen.
RP: Der VfB ist ein Fußballklub – warum haben Sie ein Wirtschaftsnetzwerk gegründet?
KULESZA: Natürlich sind wir ein Fußballverein, sehen aber auch unsere Verantwortung für die gesamte Hildener Bevölkerung und das Wirtschaftsleben. Von daher haben wir uns auch in den letzten Jahren mit vielen Aktionen in Hilden engagiert, gerade im sozialen Bereich – Helfen beim Aufräumen des Nove-Mesto-Platzes nach dem Hochwasser, 1903km-Lauf, Ukraine-Hilfe. Allein dafür haben wir insgesamt vier Lkw mit Hilfsgütern gesammelt und den Transport organisiert.
Zurück zur Frage: Mittlerweile haben wir für den Gesamtverein einen Etat von über 450.000 Euro. Allein mit Mitgliedsbeiträgen wäre dies nicht möglich. Ohne Sponsoren und Spenden hätten wir diesen Ausbau nicht erreichen können. Dabei bauen wir nicht auf einen großen Sponsor, sondern versuchen, den Etat auf viele Schultern zu verteilen. Mit diesem Konzept machen wir uns nicht von einem Großen abhängig.
Man bekommt es ja immer wieder mit, dass das Konzept mit dem einen großen Sponsor oft zu Problemen führt, wenn dieser wegbricht. Der VfB musste diese Erfahrung leider auch schon machen. Fällt uns jetzt im Business-Club ein Sponsor aus, ist es natürlich schade, aber zum Glück sind bisher immer zwei nachgerückt.
Neben der Möglichkeit, am Platz klassisch zu werben, also an der Bande und im Stadionheft, ist es uns wichtig, dass die Mitglieder im besten Fall auch selbst ,Business‘ generieren und sich das Engagement beim VfB lohnt. Das versuchen wir dadurch zu erzielen, dass die Mitglieder unseres Business-Clubs bei jedem Heimspiel einen VIP-Raum für sich haben, in den man sich vor und während des Spiels bei einem Snack und Getränken unterhalten kann. Wie die Erfahrung zeigt, ist es ein idealer Ort, sein Netzwerk zu pflegen und zu erweitern und sie können auch noch attraktiven Fußball sehen.
RP: Wie lange gibt es den Business-Club bereits?
KULESZA: Den Business-Club gibt es in der Form schon das fünfte Jahr. Begonnen haben wir mit 35 Mitgliedern. Letzte Saison konnten wir auf 66 Business-Club-Mitglieder erhöhen. Von den 35 Mitgliedern, die vor fünf Jahren dabei waren, sind vielleicht fünf nicht mehr dabei. Der Rest ist uns treu geblieben und hat uns auch weitere Mitglieder empfohlen, sodass wir sehr stolz auf das Wachstum sind. Das Ziel für die neue Saison sind 70 Business-Club-Mitglieder nebst sechs Premium-Sponsoren. Ein Wunsch für die kommenden Jahre wäre, möglichst 100 Hildener Unternehmen für eine Mitgliedschaft zu gewinnen.
RP: Was beinhaltet die Mitgliedschaft sonst noch?
KULESZA: Neben den VIP-Karten für unsere Heimspiele kann jedes Business-Club-Mitglied unseren 850 Mitgliedern Vorteile über unseren Mitgliedsausweis anbieten – auch das ist eine Art Werbung. So gibt es bei dem Friseur unseres Netzwerks 19,03 Prozent Rabatt auf jeden Haarschnitt. Der Pizzabäcker gibt 03 Prozent auf seine Speisen und der Zahnarzt 50 Euro auf die Bleaching-Behandlung. Somit bekommen unsere Mitglieder auch etwas zurück.
RP: Wer kann dabei sein?
KULESZA: Dabei sein kann jeder. Wir haben sogar Privatpersonen, die sich im Business-Club einkaufen, um einfach dabei zu sein. Vertreten sind alle Hildener Wirtschaftsbereiche Leider fehlen bisher die ,großen‘ Hildener Unternehmen, obwohl viele Kinder der Betriebsangehörigen beim VfB spielen.
RP: Was kostet die Mitgliedschaft?
KULESZA: Die Basis-Mitgliedschaft kostet 1000 Euro netto pro Saison und beinhaltet ein Banner am Sponsorenzaun, die Platzierung auf unseren Sponsorentafeln, im Vereinsmagazin und der Homepage, sowie zwei VIP-Dauerkarten für die Heimspiele der ersten Mannschaft. Das Premium-Sponsoring beginnt ab 5.000 Euro pro Saison und beinhaltet größere Werbemöglichkeiten.
RP: Was passiert mit dem Geld?
KULESZA: Finanziert wird mit dem Geld der Gesamtverein, unter anderem die Ausbildung der Übungsleiterinnen und Übungsleiter, die Ausstattung der Teams, zusätzliches Athletiktraining, Personalkosten, Trainingslager. Wie erwähnt, haben wir über 450.000 Euro zu stemmen. Wir haben eine gemeinsame Kasse, und die muss gedeckt sein. Wobei wir auch das Sponsoring von bestimmten Mannschaften ermöglichen.
Der VfB hat sich dem Fußball-Amateurleistungs- und -breitensport verschrieben. Die Unterstützung durch unsere Sponsoren hat dazu geführt, dass wir in dieser Saison im Amateurfußball von über 24.000 Vereinen in Deutschland sportlich die Nr.1 sind. Kein weiterer deutscher Verein konnte eine Oberliga- und Landesligamannschaft im Seniorenbereich und eine A-Jugend-Bundesligamannschaft stellen. Mit weiterer Unterstützung wollen wir insbesondere noch mehr und noch besser qualifiziertes Personal im Jugendbereich sorgen und auch unsere Infrastruktur verbessern, da wir hier die nötige Hilfe der Stadt Hilden derzeit nicht erkennen können.
Hauptaufgabe aber in den nächsten Jahren wird es gemeinsam mit dem FSV Mädchenpower Hilden sein, mit dem wir in der nächsten Saison unter dem ,Dach‘ des VfB eine Spielgemeinschaft bilden, den Hildener Frauen- und Mädchenfußball zu fördern. Das ist längst überfällig!
Der Original Artikel ist unter https://rp-online.de/nrw/staedte/hilden/hilden-darum-hat-dieser-fussballverein-einen-business-club_aid-92748793 zu finden.