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Auf den Spuren der Profis von Real Madrid

RP | Julian Schmitt

18. Juli 2023

Auf der Sportanlage an der Hoffeldstraße trainieren die Camp-Teilnehmer stolz im weißen Dress des spanischen Klub-Weltmeisters.

Es weht ein Hauch von Real Madrid über die Anlage an der Hoffeldstraße. In Zweiergruppen laufen die jungen Fußballer im Alter von sieben bis 14 Jahren von der Seiten- bis zur Mittellinie auf dem Platz des VfB 03 Hilden ein. Die Jungs tragen weiße Shirts, Hosen und Stutzen mit dem Wappen des spanischen Rekordmeisters Real Madrid.


Während die Hymne von Real aus großen Boxen schallt, singen die Talente lauthals mit: „Hala Madrid, y nada más, y nada más, hala Madrid!“. Zum Abschluss drehen sich die Akteure um, grinsen und winken den Zuschauern zu, als stünden sie vor einem Champions-League-Spiel gegen Manchester City oder Inter Mailand. „Es ist unser Ritual, jeden Morgen mit der Hymne von Real Madrid in den Tag zu starten. Zwar ist das schon ein etwas ungewohntes Ritual, aber es fühlt sich auch schön an“, stellt der 14-jährige Luca Dammaschk fest.


Die Stars auf dem Rücken


Auf ihrem Rücken geben die Spieler ihre Vorbilder preis. Der Name des deutschen Mittelfeldspielers Toni Kroos mit der Nummer 8 taucht oft auf, am häufigsten wird jedoch die Beflockung mit der Ziffer 7 von Flügelstürmer Vinicius Junior gewünscht. Einige Spieler entschieden sich aber auch dazu, ihren eigenen Namen mit ihrer Lieblingsnummer auf dem Trikot zu tragen.Schon seit den frühen Morgenstunden hat Max Hofmann viel Arbeit geleistet, damit der Platz nahezu vollständig mit verschiedenen Materialien bestückt ist. Hofmann bevorzugt ein Stationentraining, um so viele Bereiche wie möglich abzudecken. Der Camp-Leiter berichtet: „Ich bin zum ersten Mal an der Hoffeldstraße dabei. Letztes Jahr hat Ralf Schehr das Camp geleitet, aber er ist diesmal in einer anderen Stadt unterwegs, weil wir mit unseren Real-Camps in den Sommerferien so viele Anfragen bekommen haben. Im vergangenen Jahr habe ich schon 18 Camps in anderen Städten betreut. Jetzt freue ich mich, fünf Tage lang in Hilden Verantwortung zu übernehmen.“ Als Inhaber der Trainer-B-Lizenz ist Hofmann ein Experte auf seinem Gebiet, während er sich als Masterstudent der Sportökonomie an der DHjPG Düsseldorf beruflich weiterbildet.


Ein Highlight


Wenn die Spieler mit der Hymne einlaufen, stehen sie vor einem langen Tag. Morgens absolvieren sie eine Trainingseinheit von mehr als drei Stunden, dann stellt ein regionaler Caterer das Mittagessen bereit. Nachmittags folgt eine zweite Übungseinheit von etwa drei Stunden. „Die Jungs trainieren an fünf Tagen mehr als 30 Stunden, womit sie sogar die Zeit von Fußball-Profis in der Vorbereitungsphase überschreiten. Der eine oder andere Spieler muss über die körperlichen Grenzen gehen. Unser Real-Camp muss Spaß machen, damit die Jungs auch motiviert bleiben. Die Freude am Spiel steht über allem“, erklärt Hofmann.Alexander Schier verfolgt die Trainingseinheiten sehr aufmerksam, hat er doch als Koordinator der G- bis E-Jugend beim VfB 03 das Real-Camp organisiert. Zudem ist sein eigener Sohn Theo ebenfalls mit von der Partie. Der studierte Sportwissenschaftler Schier betont: „Mein Sohn Theo kann bestätigen, dass das Camp ganz schön anstrengend ist. Abends erzählt er mir gerne von seinem Muskelkater, aber er ist von dem Camp total begeistert. Deshalb hat er sich zum zweiten Mal dazu entschieden, daran teilzunehmen.“Im vergangenen Jahr meldeten sich noch 108 Kinder und Jugendliche für das Real-Camp an, in diesem Jahr sind es nur noch 48 Teilnehmer. „Der Zeitpunkt mitten in den Sommerferien ist ungünstig“, erklärt Schier. „Zudem sind die Kosten nicht zu vernachlässigen. Ich habe eine Bekannte, die ihre drei Söhne noch im letzten Jahr an dem Camp hat teilnehmen lassen. Weil die Kosten für drei Kinder bei fast 900 Euro liegen, kann sich das nicht jede Familie leisten. Das kann ich absolut nachvollziehen.“


Tolles Programm


Aufgeteilt in drei Gruppen, bewältigen die 48 Aktiven die Stationen. „Wir wollen aber nicht nur fußballerische Kompetenzen trainieren, sondern auch die zwischenmenschliche Komponente berücksichtigen. Wenn man wirklich Profi-Fußballer werden will, dann zählen die fußballerischen und sozialen Kompetenzen zu jeweils 50 Prozent. Es reicht nicht, nur eine gute Technik zu haben, denn man muss auch im Team spielen können. Jeder Spieler sollte Respekt und Toleranz seinen Mitmenschen gegenüberbringen“, betont Hofmann.


Durch das Real-Camp hat modernste Technik ihren Weg an die Hoffeldstraße gefunden, denn die digitale „Scorecard“ misst anhand von Sensoren die Sprintgeschwindigkeit und die Dribbelfähigkeiten der Teilnehmer. Zunächst absolvieren die Spieler den Speedtest, bei dem sie so schnell wie möglich 20 Meter laufen müssen. „Wir haben sehr großen Spaß. Ich denke schon, dass ich ein schneller Spieler bin. Die 20 Meter habe ich in vier Sekunden und 41 Millisekunden geschafft“, sagt Jonas Höpfner (10), der normalerweise für die E-Jugend der Hildener als rechter Außenverteidiger auf dem Platz steht.


Der Dribbling-Test greift den vom Deutschen-Fußball-Bund entwickelten Parcours auf. Auch hier messen die Trainer die Zeit. Die Spieler erhalten erneut einen Wert zwischen eins und zehn, der aufsteigend zu betrachten ist – je höher, desto besser. Anschließend können die Spieler ihre Zahlen in einer App auf ihren Smartphones einsehen. Luca Dammaschk stellt fest: „Man sieht ganzklar, was man gut kann und wo man sich noch verbessern sollte. Max und seine Assistenten Bernd und Billy geben uns wichtige Tipps.“


Neben den beiden objektiven Werten beurteilen die Trainer ihre Schützlinge auch nach subjektiven Kriterien, indem sie auf die vier Aspekte Kraft, Handlungsschnelligkeit, Einstellung und Erfahrung eingehen. Alle 48 Teilnehmer erhalten am Ende einen individuellen Gesamtwert. „Die drei Kinder und Jugendlichen mit den besten Werten qualifizieren sich für das Finale, in dem die stärksten Fußballer unserer diesjährigen Camps aufeinandertreffen. Dann spielen sie aus, wer eine Reise nach Madrid unternehmen darf, um im Stadion Santiago Bernabéu zu trainieren“, erklärt Hofmann.


Mit wieviel Freude die Spieler bei der Sache sind, wird an der Hoffeldstraße deutlich. Ob das Real-Camp im kommenden Jahr seine dritte Auflage in Hilden erfährt, bleibt indes noch offen. „Aus beruflichen und privaten Gründen rücke ich von meiner Position als VfB 03-Jugendkoordinator ab“, sagt Schier. „In den letzten Monaten habe ich fünf bis sechs Stunden pro Tag ehrenamtlich gearbeitet, was irgendwann etwas viel wird. Es muss sich jetzt jemand finden, der sich für das Real-Camp zuständig fühlt.“


Zum FuPa Artikel: https://www.fupa.net/news/auf-den-spuren-der-profis-von-real-madrid-2960862

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